Erste deutsche Medaille in London 2012   Foto: picture alliance
Viertelfinale in London gegen Brittas chinesische Freundin Li Na   Foto: picture alliance
Auf der Fechtbahn: Immer mit vollem Einsatz!   Foto: picture alliance
Dramatisches Halbfinale gegen die Koreanerin Shin A Lam   Foto: picture alliance
Britta nach dem dritten Siegzuspruch im Halbfinal-Krimi   Foto: picture alliance
Shin A Lam nach ihrem verlorenen Protest   Foto: picture alliance
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30.07.2012 London 2012 Die längste Sekunde von London: Erste deutsche Medaille nach Drama

Es war ein dramatischer Wettkampf am 30. Juli 2012 im Londoner Excel Center. Am Ende eines langen Tages hält Britta Heidemann dann Silber in Händen und damit ihre dritte Medaille bei ihren dritten Olympischen Spielen!

 

Das Halbfinale gegen die Koreanerin Shin A Lam wird in die Geschichte des Fechtsports eingehen und ist einer der Momente von London 2012: kaum an Spannung zu überbieten, geht nach einem bereits seit Beginn nervenaufreibendem Tag auch dieses Gefecht beim Stand von 5:5 in die Verlängerungsminute, den sogenannten "Sudden Death". Britta Heidemann braucht einen Einzeltreffer, da sie bei der Auslosung des „Vorteils“ den Kürzeren zieht. Sollte kein Einzeltreffer in 60 Sekunden fallen, geht der Sieg trotz Gleichstands automatisch an die Gegnerin. Sieben mal greift Heidemann an, sieben mal treffen beide Fechterinnen gleichzeitig. Dann kommt ein Moment, der für Aufregung sorgt: auf der Anzeige verbleibt eine Sekunde Kampfzeit. Genauer ist die Anzeige für die Fechter und das Publikum nicht. Und dann geschieht ein Fehler der Zeitnehmer: die Uhr wird gestartet, ohne dass das Gefecht begonnen wurde. Daher wird die Uhr erneut auf eine Sekunde Restkampfzeit gestellt. Somit bleibt eine winzige Chance, aber eine Chance. Und Britta Heidemann nutzt sie! Nach sieben Doppeltreffern setzt sie den entscheidenden Einzeltreffer und die Kampfrichterin zeigt den Siegtreffer an!  Heidemann und ihre Fans jubeln, Shin A Lam und ihre Fans sind fassungslos.


Das koreanische Team legt Protest ein, später dann einen zweiten schriftlichen Protest. „Das war eine schwierige Situation für alle. Wir waren sehr angespannt und wussten nicht, was genau diskutiert wird. Das hat ewig gedauert“ berichtet Britta Heidemann. Am Ende einer viel zu langen Wartezeit ändert der Protest nicht, dass der Treffer innerhalb der Kampzeit gesetzt war. Britta Heidemann steht nach 2008 auch 2012 im Finale der Olympischen Spiele und hat eine Medaille sicher! "Der ganze Tag war von Beginn an ein einziger Kampf, wie eigentlich schon die gesamte Zeit der Qualifikation. Mir wurde nichts geschenkt. Direkt das erste Gefecht schien schon verloren, aber ich habe meine Chance noch genutzt", so die Fechterin später. 10:13 Treffer und nur noch 20 Sekunden zu fechten: Das war der Stand in ihrem ersten Gefecht gegen die Italienerin Bianca Del Carretto. Was im Fechten in kürzester Zeit möglich ist, zeigte Britta Heidemann hier zum ersten Mal an diesem dramatischen Tag.


Im Finale steht ihr dann die Ukrainerin Shemyakina gegenüber, und auch das Finale geht beim Stand von 8:8 Treffern in die Zusatzminute und wird mit einem Treffer entschieden. Aber Heidemann gelingt der Treffer dieses Mal nicht. Olympiasiegerin 2012 wird Yana Shemyakina. „Natürlich war ich nach dieser Niederlage enttäuscht. Ein Treffer fehlte zum Doppelolympiasieg. Aber schon bei der Siegerehrung war ich doch sehr glücklich und stolz. Silber ist toll und fühlt sich heute wie ein Sieg an“ sagt Britta Heidemann noch am Abend eines langen und nervenaufreibenden Tages.


Der Kraftakt begann für Britta Heidemann nämlich nicht erst auf der Olympischen Fechtbahn, sondern bereits während der Qualifikation für die Olympischen Spiele in London. Nach dem "Goldenen Triple" aus den Jahren 2007 bis 2009 und einer anschließend sehr erfolgreichen Saison 2010 verlief das wichtige Olympiaqualifikationsjahr 2011 für Britta Heidemann überhaupt nicht nach Plan. Auch die Teamergebnisse, entscheidend für die Qualifikation als Nation für die Olympischen Spiele in London, blieben weit hinter den Erwartungen und Möglichkeiten der erfolgsverwöhnten Damendegen-Mannschaft zurück. Hinzu kam im Dezember 2011 für Britta Heidemann eine Handoperation an ihrer Fechthand. Es schien aussichtslos. Von vielen schon abgeschrieben, schaffte das Team durch den dritten Platz beim letzten Qualifikationsturnier in St. Maur im März 2012 dann doch denkbar knapp die Qualifikation. Ab da galt Brittas gesamte Aufmerksamkeit den Olympischen Spielen im Sommer. "Die ganze Qualifikation war ein Schock. Aber es hat auch gezeigt, dass es sich lohnt, bis zum Ende zu kämpfen. Ich war unheimlich erleichtert, dass wir die Kurve noch gekriegt haben. Von da an habe ich es genossen, mich voll und ganz auf die Olympischen Spiele vorbereiten zu können. Die Erfahrungen aus der Qualifikation, nicht aufzugeben, haben sich bei Olympia ausgezahlt!", so das Resümee der Weltklassefechterin.


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